Stern Magazin, 2. August 2018, www.stern.de
Ein US-Präsident, der Autokraten herzt und Alliierte beschimpft, eine Europäische Union, in der von Union wenig zu sehen ist – es scheint, als sei das Fundament der westlichen Staatengemeinschaft ins Rutschen geraten. Erleben wir das Ende einer Epoche?
Ja. Aber die Ära, in der der Westen die Welt dominiert, würde auch ohne einen Donald Trump zu Ende gehen.
Was meinen Sie damit?
Wir haben in den letzten beiden Jahrhunderten eine ganz ungewöhnliche Zeit erlebt, in der eine relativ kleine Region das politische und wirtschaftliche Zentrum der Welt war. Trump verstärkt nur Tendenzen, die es ohnehin gibt.
Als eine Art Brandbeschleuniger?
Viele Länder, die sich bislang am Westen orientiert haben, merken, dass auf die USA kein Verlass mehr ist, und suchen sich neue Partner. Brasilien etwa, für das der Verbund der Brics-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, immer wichtiger wird. Eigentlich verkörpert das Amerika des Donald Trump auch nicht mehr das, was wir unter dem Westen verstehen: liberale Demokratie, Meinungsfreiheit. Trump ist der große Zerstörer des Westens. Er hat sich auf seine Art schon an die kommende multipolare Welt angepasst, er denkt nicht mehr in den traditionellen Denkmustern eines westlichen Blocks, der gegen den Rest steht.
In Europa wie in den USA erleben wir gerade eine große Angst vor dem Fremden, vor anderen Kulturen, vor Immigranten. Gehört so etwas auch zu einem Epochenwechsel?
Ja. Bislang mussten wir uns nur bedingt mit dem Rest der Welt auseinandersetzen. Der Westen ist von der Anlage her kosmopolitisch – schaute aber eigentlich immer nur auf sich selbst und war kaum bereit, sich mit fremden Kulturen wirklich auseinanderzusetzen.
Gab es ähnliche Symptome schon in frühen Zeiten?
Nehmen sie China im 19. Jahrhundert. Es war für die chinesische Gesellschaft damals kaum zu verstehen, dass ihr Reich plötzlich nicht mehr das Zentrum der Welt sein sollte. Das war fester Bestandteil des Denkens, seit vielen, vielen…
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