Viele Schwellen- und Entwicklungsländer begrüßen eine neue multipolare Ordnung. Sie sehen darin die Chance, mehr Mitspracherecht zu erhalten, argumentiert Oliver Stuenkel.
28.02.2024 – 19:45 Uhr
Es war ein besorgter, wenn nicht sogar pessimistischer Blick, den die Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar ins neue Jahr warf. Der Tod des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny, der Rückzug der ukrainischen Armee aus der hart umkämpften Stadt Awdijiwka und das Szenario eines erneuten Wahlsiegs von Donald Trump: Auf Europa sah man schwere Zeiten zukommen.
Ganz anders war die Stimmung eine Woche später in Neu-Delhi, wo sich Vertreterinnen und Vertreter des globalen Südens auf der jährlichen Sicherheitskonferenz „Raisina Dialogue“ austauschten. Sie gaben sich selbstbewusst auf der Konferenz, die die indische Denkfabrik „Observer Research Foundation“ seit 2016 jährlich ausrichtet. Deren Präsident Samir Saran betonte etwa, dass es die Pax Americana – eine von den USA geführte globale Ordnung – nie wirklich gegeben habe.
Und zu einer Pax Sinica – einem von China geführten System – werde es gar nicht erst kommen, prognostizierte er. Die Botschaft war klar: Indien, das sich als führende Kraft des globalen Südens sieht, steht bereit, um in der Welt von morgen eine wichtige…